Phiesel im Netz: Viel Präsenz, wenig Platz für andere Meinungen
Wenn Kommunikation zur Einbahnstraße wird
Man muss eines zugeben:
Rheinbach hat seit Langem keinen Bürgermeister mehr gehabt, der so sichtbar, so online, so allgegenwärtig war wie Dr. Daniel Phiesel.
Woche für Woche veröffentlicht er Rückblicke, Einblicke und Zwischenblicke aus dem Rathaus.
Transparenz! Bürgernähe! Digitale Moderne!
Alles wunderbar – zumindest auf dem Papier.
Doch wer genauer hinschaut, merkt schnell:
Die Online-Präsenz ist nicht nur ein Service.
Sie ist ein Fulltime-Job.
Und zwar seiner.
1. Wenn der Bürgermeister mehr Zeit auf Facebook verbringt als im Rathaus
Scrollt man durch die Rheinbacher Facebook-Gruppen, bekommt man beinahe den Eindruck, der Bürgermeister sei schon wieder vor dem Handy – lange bevor er vor einem Aktenordner sitzt.
Egal ob in Rheinbach-Stadt, Wormersdorf, Flerzheim oder Hilberath:
Kaum postet jemand etwas über Straßen, Hunde, Lärm, Parks, Verkehr oder „Wer hat meine Tonne mitgenommen?“, taucht kurz darauf ein Kommentar auf:
„Hallo, hier ist Ihr Bürgermeister. Ich kann das einordnen.“
Man weiß fast nicht, was beeindruckender ist:
Die Geschwindigkeit – oder die schiere Menge an Postings, die er täglich kommentiert.
Die Frage ist nur:
Wann wird eigentlich gearbeitet?
Denn die Bürger wollten ja eigentlich einen Bürgermeister – und keinen Social-Media-Moderator mit Doktortitel.
2. Bürgerdialog? Ja. Bürgermeinung? Bitte nur, wenn sie identisch ist.
Noch problematischer ist jedoch der Ton.
Phiesel liebt Diskussion – allerdings nur, wenn er die Antworten liefert.
Wer eine andere Sicht hat, wird selten ernst genommen.
Stattdessen bekommt man:
- Belehrungen
- Korrekturen
- Ermahnungen
- oder eine elegante Abwertung im „Ich sage das ganz sachlich“-Stil
Der Bürgermeister sagt nicht:
„Ich sehe das anders.“
Er sagt:
„Ihre Meinung ist falsch.“
Und genau da wird es ungemütlich – denn Demokratie lebt nun einmal nicht von Einigkeit, sondern von Vielfalt.
Rheinbachs Kommentarspalten hingegen leben gerade von einem Bürgermeister, der sie dominiert.
3. Und dann wären da noch die ChatGPT-Antworten …
Wer sich die vielen Kommentare genauer anschaut, stellt fest:
Manches klingt erstaunlich glatt.
Manches erstaunlich gleichförmig.
Manches erstaunlich… KI-haft.
Die Vermutung macht seit Monaten die Runde:
Ein Teil der Antworten kommt vermutlich aus der Feder eines gewissen sprachbegabten Chatbots.
Das wäre an sich nicht schlimm – aber es wirkt ironisch, wenn ausgerechnet jemand, der jede fremde Meinung abwertet, seine eigenen aber teilweise von einer KI zusammenschreiben lässt.
Bürgerdialog 2.0:
Der Bürgermeister belehrt die Bürger – formuliert von einer Software.
Fazit
Die Online-Aktivität von Dr. Phiesel könnte ein Vorbild sein: sichtbar, fleißig, kommunikativ.
Doch der Bürgermeister ist nicht nur präsent – er ist überpräsent.
Er kommentiert, korrigiert und kontrolliert die digitale Debatte, anstatt ihr zuzuhören.
Transparenz ist gut.
Austausch ist wichtig.
Aber Rheinbach braucht keinen Bürgermeister, der den ganzen Tag Facebook im Blick hat –
sondern einen, der die Stadt im Blick hat.